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Bio-Boom im Außer-Haus-Markt.

Die politischen Weichen sind gestellt, nun müssen die Küchen folgen.


copyright: WIX

Machen wir uns nichts vor. Während Bio im Einzelhandel seit Jahren ungebrochen wächst und heute mehr als 11 Mrd. Euro Umsatz in Deutschland generiert, dümpelte das Thema Bio im Außer-Haus-Markt seit vielen Jahren vor sich hin. Lediglich knapp mehr als 1 Prozent betrug der Bio-Anteil in Gastronomie und Gemeinschaftsverpflegung im vergangenen Jahr.


Dass die Konsumenten deutlich mehr Bio möchten, als ihnen heute in den Kantinen und Restaurants angeboten wird, sieht man deutlich, wenn man die Wachstumszahlen für das erste Halbjahr 2020 betrachtet. Bio ist im Einzelhandel um enorme 22 Prozent gewachsen. Bei den Vollsortimentern des LEH sogar um mehr als 35 Prozent. Wer also im Homeoffice saß und für sich selbst kochen musste, hat offensichtlich gerne zu Bio gegriffen.


Wenn nun die Politik gleichzeitig die Weichen ebenfalls auf Bio-Wachstum stellt, wird das Thema eine ganz neue Dynamik aufnehmen. Im Mai hat die EU-Kommission mit der Farm-to-Fork-Strategie eine bedeutende Grundlage geschaffen. Mit dem dort verankerten Ziel, den Öko-Landbau bis 2030 auf 25 Prozent auszuweiten, hat Brüssel ein klares Signal gesetzt. Die Bio-Fläche in Deutschland beträgt heute etwas mehr als 10 Prozent. Eine Steigerung auf 25 Prozent innerhalb von zehn Jahren ist deshalb äußerst ambitioniert und wird nur gelingen, wenn der Außer-Haus-Markt die steigenden Angebotsmengen mit aufnimmt.


"Wenn ich Bio-Wachstum erreichen möchte, dann muss ich auf die großen Potenziale schauen, und das ist der Außer-Haus-Markt." (Gerald Köhler, FÖL)

Gerald Köhler, Co-Geschäftsführer der Fördergemeinschaft ökologischer Landbau Berlin-Brandenburg (FÖL), bringt es auf den Punkt. Als Hebel, damit sich das Potenzial entfalten kann, sieht Köhler einerseits Vorgaben für die gesamte öffentliche Beschaffung, so wie sie heute auch schon verbindlich für den Grundschulbereich in Berlin existieren. Er lobt anderseits auch die Arbeit der „Kantine Zukunft“, deren Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen beratend in die Küchen gehen und gemeinsam mit den Köchinnen und Köchen vor Ort Wege entwickeln, um den Bio-Anteil zu steigern.


„Wer etwas von außen aufgedrückt bekommt, tut sich damit schwerer als jemand, der etwas mit dem Herzen macht.“ Gerald Köhler sieht Bio auch als Chance, mit guten Produkten das Bewusstsein für die Arbeit der Köche aufzuwerten.


"Der Absatzkanal im Außer-Haus-Markt ist ein wichtiger Hebel für den weiteren Ausbau des Öko-Landbaus. Bis 2030 muss hier dringend etwas passieren." (Sonja Grundnig, Bioland)

Auch Sonja Grundnig, Leiterin Außer-Haus-Markt beim Bioland-Verband, betont die wichtige Rolle der Küchen. In den vergangenen Monaten verzeichnet Bioland steigende Anfragen von Profiküchen, insbesondere von Betriebskantinen. „Die Küchen nutzen die Coronazeit, um ihre Lieferketten zu hinterfragen und sich neu aufzustellen.“

Wenn der Außer-Haus-Markt in seinen prozentualen Bio-Marktanteilen auf Augenhöhe mit dem Lebensmitteleinzelhandel ziehen würde, also von heute 1,3 Prozent Bio auf 6 Prozent Bio, würde das ein zusätzliches Bio-Marktvolumen von mehr als 3 Mrd. Euro bedeuten.

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