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Zwischen Lockdown und Restart

​Wir haben mit Praktikern aus Gastronomie und Gemeinschaftsverpflegung über Sorgen und Kreativität während des Lockdowns und während der Vorbereitungen des Restarts gesprochen. Dabei zeigen sich einmal mehr die Aufstehqualitäten einer ganzen Branche, die auch in harten Zeiten nicht der Mut verlässt.


Markus Quadt ist Gastronom und Biertrinker aus Leidenschaft und legt großen Wert darauf, auch während des Lockdowns für seine Gäste sichtbar zu bleiben. Im schönen Lingen führt er drei Gastronomie-Betriebe – die Alte Posthalterei, das Butchers und das Restaurant Sieben.

Im schönen Lingen führt er drei Gastronomiebetriebe: die Alte Posthalterei, das Butchers und das Restaurant Sieben. Das Butchers und das Restaurant Sieben sind seit Beginn des Lockdowns komplett geschlossen, die Alte Posterei hat ihre Türen täglich für die Gäste geöffnet und bietet zwei bis drei Gerichte zur Abholung an. Richtig durch die Decke ging aber Quadts geniale Idee, die traditionellen Bierverkostungen digital stattfinden zu lassen. Die Gäste holen sich die Pakete mit jeweils acht verschiedenen Bieren in der Alten Posterei ab, um sie dann über Facebook und Instagram gemeinsam live zu verkosten. 1900 Accounts waren so zur besten Sendung zugeschaltet. Auch zu seiner Mannschaft, die aus 23 Festangestellten und 25 bis 30 Aushilfen besteht, hat der Gastronom permanent Kontakt. Über WhatsApp schickt er regelmäßig kurze Podcasts, um sie zu informieren und zu motivieren. Markus Quadt ist überzeugt: Viele neue Konzepte werden auch nach der Krise erfolgreich bleiben. Und ein weiterer positiver Faktor für ihn: Die Wertschätzung gegenüber der Gastronomie wird steigen. Das Gespräch mit Markus Quadt führte Christoph Lang, Vertriebsleitung Cook und Leitung Guest-Relation-Management bei Transgourmet.


Er hat erst mal geschluckt, als klar war, dass das Grundgerüst seines Unternehmens mit Beginn des Lockdowns einstürzen wird.

Doch Nils Neumann geht die Situation pragmatisch an und entwickelt flexible und kreative Konzepte. Er bietet einen Brötchenservice an und kocht für die Notbetreuung der Kitas immerhin 80 Kindermahlzeiten mit Freestyle-Essensplan. Das Signal seiner Kund*innen ist klar – sie sind froh, dass er noch da ist. In der Herausforderung, die Lage zu meistern, erkennt er auch Chancen. Durch seine Flexibilität konnte er einen neuen Kitakunden gewinnen. Und er ist überzeugt davon: Die Wertschätzung für Lebensmittel und für seine Dienstleistung ist gestiegen.

Nils Neumann betreibt seit zehn Jahren zusammen mit seiner Frau Katharina und sieben Angestellten die Gutshofscheune in Bad Oldesloe als Eventlocation und Café. Darüber hinaus beliefert er mit seinem Familienunternehmen Schulen und Kitas und kocht täglich für 850 Kinder frische und gesunde Mahlzeiten. Er legt großen Wert auf Regionalität und backt für die Kinder gerne auch mal frisches Brot oder überrascht sie mit hausgemachtem Joghurt aus der leckeren Milch direkt aus der Nachbarschaft. Das Gespräch mit Nils Neumann führte Kathrin Willhardt, nationale Leitung regionaler Vertrieb, Gemeinschaftsverpflegung bei Transgourmet.


Ralf Skrzypczyk bereitet sich mit seiner Mannschaft intensiv auf den Tag X vor, an dem es endlich wieder losgeht und die Gäste die Restaurants der Cafe-Del-Sol-Kette wieder besuchen dürfen. Ralf Skrzypczyks größte Unsicherheiten im privaten Bereich zu Beginn des Lockdowns waren, wie sich sein persönliches Umfeld verändern wird, wie ab sofort sein Arbeitsalltag aussehen kann und wann er wieder in seinem Sportstudio trainieren darf. Seine beruflichen Sorgen als zentraler Küchenchef und Einkäufer der Restaurantkette Cafe Del Sol waren deutlich gravierender. Was soll mit den 1800 Mitarbeiter*innen geschehen? Welche Schritte sind zur Schließung der Restaurants notwendig? Und wie kann man die Zeit bis zur Wiedereröffnung sinnvoll nutzen? Seit Kurzem gibt es in vier Betrieben einen Drive-through-Service. Die Gäste bestellen ihre Lieblingsgerichte online und bekommen sie in ihrem Cafe Del Sol direkt zum Auto gebracht. Das neue Konzept steckt noch in den Kinderschuhen, wird aber sicherlich auch in Zukunft eine wichtige Rolle spielen. Ralf Skrzypczyk und sein Team nutzen die Zeit des Lockdowns für Renovierungsarbeiten in den Restaurants und entwickeln mit Hochdruck Hygienekonzepte. Die Mitarbeiter werden über E-Learning-Programme geschult und die Führungskräfte durch spezielle Coachings auf die neuen Herausforderungen vorbereitet. Das Gespräch mit Ralf Skrzypczyk führte Gilbert Korn-Fourcade, Innovationsreferent, Küchenmeister und Foodstylist bei Transgourmet.


Der Kontakt zu den Kunden ist für Thees Möller, nationaler Verkaufsleiter Foodservice Deutschland bei Hilcona, einfach „Teil der DNA“ und die Sehnsucht danach groß.

Auch Unternehmen wie Hilcona stellten sich zu Beginn des Lockdowns die Frage: Welche (digitalen) Möglichkeiten haben wir eigentlich, um unsere Kunden zu erreichen? Wie können wir Informationen schnellstmöglich und zielgerecht auf den Weg bringen? Und möchten unsere Kunden das überhaupt? Die Kontaktsperre erwischte auch den Lebensmittelhersteller mitten ins „Vertrieblerherz“. Werden sonst gerade die Frühjahrsmessen dafür genutzt, um mit den Kunden in persönlichen Kontakt zu treten, Produkte zu präsentieren und Innovationen vorzustellen, stand alles erst mal still. Bis sich neue Wege auftaten: erste Auftritte auf digitalen Messen, Online-Clips und ein Online-Flyer mit Ideen, wie Kunden die Produkte von Hilcona gezielt für den Lieferdienst einsetzen können. Digitale Wege, die auch nach der aktuellen Herausforderung weiterentwickelt und verbessert werden sollen. Und irgendwann wird der persönliche Kontakt wieder möglich sein und die Sehnsucht gestillt. Das Gespräch mit Thees Möller führte Christian Drexler, Brand-Manager Transgourmet Ursprung.

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