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Der Tofu muss ins Netz!

Aus der Reihe: Von mau zu WOW: Wie Sie Ihre Gastronomie mit digitalen Medien pushen


© envato - AnnaStills

Letzte Woche hatte ich das beste Tofu-Gericht meines Lebens – und ich muss das hier lobend erwähnen, denn trotz zahlreicher Marinaden, Soßen etc. war Tofu für mich bis dato einfach nur eine geschmacklose Textur im Mund. Als ich jedoch nach dieser pflanzenbasierten Geschmacksoffenbarung die Welt Anteil daran haben lassen wollte, passierte Folgendes: NICHTS. Denn ich konnte dieses magische Tofu-Wunder-Restaurant nirgends im Social-Media-Universum finden. Einzig eine karge Webseite gab es, aber die war so gruselig, dass selbst ich mir nicht glauben würde, wenn ich das Gericht nicht selbst probiert hätte. Ich fragte mich, wie ein so gutes Lokal nur so viel Potenzial verschenken kann – die Welt muss doch erfahren, dass Tofu auch in lecker existiert!


Eine Homepage ist keine Option!


Kommen wir also zum Thema: Die sozialen Medien sind in meinen Augen nicht das Allheilmittel, als welches sie so oft besungen werden. Aber was ich definitiv vertreten kann: Gut gemacht, helfen sie dabei, eine Fangemeinde und ein starkes Image aufzubauen. Was jedoch gerne mal verdrängt wird: Neben Social Media ist eine funktionierende Restaurant-Website mit Speisekarte, Food- und Restaurantbildern, Kontaktdaten und Impressum die absolute Basis! Somit können Sie sicherstellen, dass Ihre (potenziellen) Tischgäste immer eine seriöse direkte Referenz in den Suchergebnissen vorfinden und Ihre mühsam erstellten Inhalte nicht verloren gehen. Denn auch wenn es unwahrscheinlich ist: Social-Media-Plattformen können morgen urplötzlich verschwunden sein und somit auch alle Ihre Beiträge und Follower. Klingt komisch, ist aber so.


Sollten Sie nicht mit einem großen Budget für eine Agentur gesegnet sein, dann gibt es eine Menge Website-Baukastensysteme, die wirklich tolle Ergebnisse für jeden Geldbeutel liefern. Die pfiffigen Redakteure vom „t3n Magazin“ haben hier mal ein paar vorgestellt. Und sollten Sie schon gastronovi-Kunde sein, haben Sie sogar die Möglichkeit, direkt über das Homepage-Modul ganz easy einen Gastronomie-Webauftritt anzulegen.


Als letzte Option bietet Google My Business ebenfalls über einen eigenen Account eine Art Webseite an – mehr zu diesem spannenden Thema gibt es aber noch mal in einem separaten Beitrag.


Zur Tat! Das digitale Starter-Kit definieren


Die Homepage-Frage ist also vorerst geklärt. Jetzt steht noch die Frage nach der richtigen Social-Media-Präsenz für Ihr gastronomisches Konzept an. Die Auswahl der Kanäle ist essenziell für die weiteren Schritte, denn jeder Kanal hat seine eigenen Schwerpunkte und Zielgruppen. Es bringt Ihnen nämlich nichts, auf allen möglichen Kanälen immer nur ein bisschen zusammenhangloses Zeug zu posten – weniger (Kanäle) sind wie so oft im Leben auch hier mehr. Werfen wir also einen Blick auf die gute alte Statistik:



Die verdeutlicht zumindest schon mal, welche Kanäle sich je nach Alter einer gewissen Beliebtheit erfreuen. Klar wird also: Wenn Sie beispielsweise kaufkräftige Tischgäste zwischen 30 und 50 Jahren anvisieren, kommen Sie um die Klassiker Facebook und/oder Instagram nicht herum. TikTok ist eine gute Ergänzung zur Reichweitenschaffung, wenn Sie kreativ und videoaffin sind (oder jemand in Ihrem Team) – im Vergleich zu den Instagram-Reels wirkt dort der Algorithmus nämlich noch nicht so stark, sodass Sie auch als No Name vielen Usern angezeigt werden.


Youtube ist leider nicht aufgeführt, sollte aber als Kanal für Food-Tutorials oder Live-Tastings durchaus berücksichtigt werden, insbesondere wenn Sie über die reine Zubereitung von Speisen hinaus ein Angebotsportfolio aufbauen und in Suchmaschinenergebnissen zugänglich machen möchten. Es gibt natürlich auch Videofunktionen auf Facebook oder Instagram, aber der böse Algorithmus kann Ihnen auch da schnell mal einen Strich durch die Rechnung machen. Fun Fact: Allein auf mobilen Endgeräten erreicht YouTube mittlerweile mehr 18-49-Jährige als Nachrichtensender und Kabelfernsehen zusammen. Es ist die zweitgrößte Suchmaschine weltweit und die am häufigsten besuchte Seite nach Google. Noch Fragen? :)


Auch die Drop-in-Audio-App Clubhouse hat für die Gastroszene einigen Reiz entwickelt – ob nun für einen geplanten oder spontanen fachlichen Austausch mit einigen Experten der Gastronomiebranche oder für den lockeren Küchen-Talk bei einem Wein mit Kollegen. Hier gilt ausprobieren: alles kann, nichts muss! Aber schreiben Sie im Vorfeld lieber eine kleine Moderation zusammen, damit Sie nicht zu weit vom Thema abschweifen.


Die Basisauswahl: (nicht nur) die üblichen Verdächtigen.

Lasst die Spiele beginnen


Egal ob Sie sich schlussendlich nur für einen oder mehrere Kanäle entscheiden, wichtig ist, dass Sie bzw. Ihr Team Spaß daran und einen groben roten Faden für den geplanten Auftritt haben. (PS: Wurstgarn zählt nicht.)


Also muss nun die allererste Frage lauten: WAS soll der Kern meiner Inhalte sein? Möchten Sie kreativ Ihre Philosophie oder Werte vermitteln, Aktionen oder Gerichte in den Vordergrund stellen oder sollen die Menschen in Ihrem Betrieb zu Wort kommen? Vielleicht sogar alles? Empfehlenswert ist allein schon aus Unterhaltungssicht (neudeutsch: Eatertainment) ein bunter Mix aus allem, jedoch hilft es dann, wenn Sie fixe Tage für ein gewisses Thema definieren: zum Beispiel montags immer Wochenspeisekarten-Ankündigung mit Foodbild, mittwochs ein kurzer Schnack in der Küche etc. Eine wiedererkennbare Bildsprache hilft auch dabei, eine Marke aufzubauen, etwa durch einen festgelegten Filter, der immer verwendet wird.


Das bringt uns unmittelbar zur Frage nach dem WIE: Wollen Sie eher seriös oder lustig rüberkommen? Reichen Aufnahmen mit dem Smartphone oder soll es professioneller wirken? Welche Programme vereinfachen die Erstellung von Inhalten? Für den Fall, dass es mehrere Restaurants gibt: Soll es nur einen Auftritt geben oder soll jede Filiale einen eigenen Account einrichten? Menschen lieben Geschichten. Ich plädiere daher immer für eine nahbare Darstellung in den sozialen Medien – zeigen Sie auch, wenn etwas schiefgeht oder was Lustiges in der Küchenwelt passiert (gastro_insta ist ein sehr lustiges Beispiel hierfür). Geile Foodfotos sind zwar schön anzusehen, aber als Menschen interessieren wir uns noch immer vorrangig für Menschen. Dabei reichen Aufnahmen mit einem Smartphone meist vollkommen aus – vielleicht hat ja sogar jemand aus Ihrem Team ein richtig gutes Auge dafür und übernimmt künftig freiwillig diesen Part. Für die geradlinige Erstellung von Inhalten empfehle ich die Canva-App. Hier können Sie für einen schmalen Taler im Pro-Abo coole Vorlagen für Videos, Storys und Posts nutzen und sogar Ihr Logo für einen einheitlichen Markenauftritt hinterlegen. Aber auch in der Gratis-Version kann man schon sehr kreativ werden.


Eine starke Bildsprache erspart viele Worte. © getty Images - Sergey_T

Zu guter Letzt drängt sich unweigerlich die Frage auf, WER Ihre Inhalte anschauen soll? Und wer veröffentlicht sie?


Hier geht es im Kern um Ihre Zielgruppe. Welche Altersgruppe steht im Fokus? Was interessiert Ihre Tischgäste neben Foodstorys noch? Fußball, Konsolenspiele oder Beauty-Tipps? Versuchen Sie mal, um die Ecke zu denken und gute Ideen für Posts zu finden, die Food und andere Leidenschaften zusammenbringen – die Ergebnisse werden Sie überraschen! Bedenken Sie aber, dass die Aufmerksamkeitsspanne Ihrer Zuschauer immer geringer wird: also auf den Punkt kommen und am besten bewegte Bilder nutzen, um im Informationsdschungel nicht übersehen zu werden.

Dann stellt sich noch die Frage, wer das regelmäßige Posten übernimmt: Sie selbst oder jemand Medienbegeistertes aus dem Team?


Definieren Sie gemeinsam, wie oft etwas gepostet werden soll, und lassen Sie Spielraum für spontane Storys. Mehr als einen Post alle zwei bis drei Tage braucht es weder für den Algorithmus noch für Ihre Follower. Instagram selbst empfiehlt, mindestens einmal pro Woche etwas zu posten. Am Ende muss es sich aber für alle stimmig anfühlen, ohne dass unnötiger Druck entsteht. Im besten Fall erstellen Ihre Follower zusätzlichen Content für Sie, indem sie sexy inszenierte Foodbilder Ihrer Gerichte teilen (Ruhe in Frieden leckeres Tofu-Gericht) und durch ihre eigene Reichweite wiederum neue Follower für Ihr Business anwerben. Dieses in der Fachwelt als „nutzergenerierter Content“ bezeichnete Phänomen ist ein gutes Anzeichen dafür, dass Sie als Marke auf dem richtigen Weg sind.


„Weißt du noch damals, als wir noch keine Social-Media-Taktik hatten?“ © getty Images - jacoblund

So viel erst mal zu den Basics. Ich hoffe ja insgeheim, dass auch jemand vom Tofu-Wunder-Restaurant diesen Beitrag liest und nun schleunigst in die Gänge kommt!


Sollte Ihnen nach diesem augenöffnenden Beitrag immer noch keine zündende Idee für Ihren nächsten Post gekommen sein, verrate ich Ihnen jetzt noch meinen absoluten (nicht ganz ernst gemeinten, aber funktionierenden) Insider-Tipp: Cat Content. Ja genau – Katzen. Zieht immer, lieben die Leute. Selbst wenn es gar nicht zum Thema passt. Kleiner Beweis gefällig?


Jetzt mal im Ernst: Wie kann man das bitte nicht putzig finden?


Over and out.


PS: Der nächste Artikel wird sich dem Thema Website annehmen – welche Vorteile ein professioneller Auftritt für Ihre Gastronomie hat und was eigentlich der fachliche Unterschied zu den sozialen Medien ist.


Wenn Sie noch weitere Fragen zur digitalen Welt haben, auf die Sie schon immer eine Antwort haben wollten, schreiben Sie gern in die Kommentare.


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